Elisabeth Castonier
Elisabeth Borchardt wird als einzige Tochter des Malers Felix Borchardt am 6. März 1894 in Dresden geboren. In ihrer Geburtsstadt verbringt sie nur ihre früheste Kindheit, denn die Familie übersiedelt nach Paris, wo der Vater die erhoffte künstlerische Anerkennung findet.
Noch vor dem Ersten Weltkrieg, im Jahr 1912, kehrt Elisabeth nach Berlin zurück. Während des Krieges zieht sie dann nach München zu ihrem Vater, der hier nach der Scheidung von seiner ersten Frau wieder geheiratet hat.
In dieser Zeit erscheint im „Berliner Tageblatt" der Roman Frau, Knecht, Magd, einer der größten Erfolge der Schriftstellerin. Der zweite Roman Angèle wurde von den Nazis auf die Liste der verbotenen und später öffentlich verbrannten Bücher gesetzt.
1923 heiratet Elisabeth den dänischen Sänger Paul Castonier, von dem sie sich bald wieder trennt. In der Wochenzeitung „Die Ente" veröffentlicht sie satirische Beiträge und nach der Machtergreifung Hitlers flüchtet sie zunächst nach Wien, dann nach Italien und 1938 schließlich nach England. Hier arbeitet sie für den BBC und schreibt Berichte über den geistigen und religiösen Widerstand in Deutschland. Darüber hinaus arbeitet sie als Korrespondentin für den „News Chronicle" und den „New Statesman" sowie für Exilzeitungen wie die „Pariser Tageszeitung" und das „Wiener Tagblatt".
1944 wird sie von einer Freundin auf deren Bauernhof in Hampshire eingeladen und verbringt hier die kommenden zehn Jahre. Sie arbeitet in der Landwirtschaft und verzichtet sogar auf das Angebot einer angesehenen Tätigkeit als Übersetzerin. 1955 zieht sie sich mit der Freundin Jane Napier in ein Landhaus in Wiltshire zurück und beginnt wieder Geschichten über das Leben in England zu schreiben.
Ab 1950 korrespondiert sie mit der Witwe des im schwedischen Exil verstorbenen Freundes Kurt Tucholsky. Elisabeth Castonier stirbt am 24. September 1975 in München.
Werke
- Frau, Knecht, Magd, 1932
- Die Sardinenfischer, 1932
- Tony the donkey, 1941
- Shippy the Tortoise, 1942
- Jim the goat, 1942
- The Eternal Front, 1942
- Emily the Toad, 1944
- Lolly the bat, 1944
- Drei taube Tanten, 1957
- Das vergessene Haus, 1959
- Mill Farm und ihre zwei -und vierbeinigen Originale, 1959
- Die Herzogin Nana. Neue Geschichten von Mill Farm, 1960
- Noella, 1962
- Stürmisch bis heiter. Memoiren einer Außenseiterin, 1964
- Die Vogelscheuche und andere Erzählungen aus einem englischen Cottage, 1964
- Ein Menschenleben mit Tieren, 1965
- Etwas laute Nacht, 1966
- Magd in England, 1967
- Das vergessene Cottage, 1967
- Seltsame Muster. Begegnungen, Schicksale, 1971
- Dreimal Liebe. Drei ungewöhnliche Frauenschiksale, 1975
- Unwahrscheinliche Wahrheiten. Erlebnisse, Kurioses, Erinnerungen, 1975
- Das Gesicht am Fenster, 1976
(Elisabeth Castoniers Nachlass befindet sich im Deutschen Literaturarchiv in Marbach)
Bibliographie (Auswahl)
- Polgar, Alfred, "Die Sardinenfischer". [Zu einer Aufführung des gleichnamigen Schauspiels von Elisabeth Castonier an der Berliner Volksbühne], in «Die Weltbühne: Wochenschrift für Politik, Kunst, Wirtschaft», 29, I, 1933, S. 330-331.
- Ritchie, James M., Women in exile in great Britain, in «German Life and Letters», 27, 1994, 1.
- Vietor-Engländer, Deborah, "Drittes Exil - Neue Heimat" : Elisabeth Castoniers Leben im englischen Exil, in «Exil: Forschung, Erkenntnisse, Ergebnisse», 13, 1993, 2, S. 41-45.
- Wall, Renate, Lexikon deutschsprachiger Schriftstellerinnen im Exil 1933- 1945, Gießen, 2004.
Sitographie
(Photo: http://www.fembio.org )