"Rückkehr?"
Es ist nicht Heimweh, was ich leide,
nur daß es tief im Herzen brennt,
daß ich durch altvertraute Straßen wandre
und keiner da ist, der mich kennt.
Ist keiner da, der mich mit Augen grüßte,
ist keiner, der mich freundlich gibt die Hand?
Und Amseln singen immer noch die gleichen Lieder
bezaubernd duftend blüht der Flieder.
Wo ist der Freund, der mich gekannt?
Zuzeiten sitz ich unter alten Bäumen,
und Vogelruf tönt jubelnd aus dem Grün.
Ich schließe meine Augen zu, ich träume.
Wohin führt mich mein Traum? Wohin?
Zum Garten. wo als Kind ich spielte?
Zum Brunnen, draus ich durstig trank?
Kastanien blühn in rot und weißen Kerzen,
darunter träumend steht die alte Bank,
hier wuchs und blühte meine Jugend
wie Gras in Gottes Garten wächst, wie Strauch und Baum.
Hier in dem Boden war ich eingewurzelt.
Wie tief, wie tief... ich wußt es kaum.
… und nun ist\'s so, als wäre nichts geschehen.
Wie rot doch die Kastanienkerze brennt!
Ich wandle durch die Straßen, durch die Gassen.
… und nun ist keiner da, der mich beim Namen nennt.
(Wien 1956)
In
Blonder, Lola/ Rattner, Anna: 1938 – Zuflucht Palästina. Zwei Frauen Berichten, Wien – Salzburg 1989, pp. 156- 157